Komische Woche

„Komik und Arbeit“. Öffentliche Fachtagung

2. bis 4. April / Salon des Palais Bellevue

Seit 2000 kommen im Abstand von jeweils 2-3 Jahren Geisteswissenschaftler*innen aus verschiedensten Disziplinen zusammen – geeint wird die Forschungsgruppe „Kulturen des Komischen“ von ihrem Interesse an der Beforschung von Komik vor dem Hintergrund gesamtgesellschaftlicher Prozesse. Die Fachtagung ist öffentlich zugänglich, kommen Sie vorbei, hören Sie zu, diskutieren Sie mit!

Im Jahr 2025 beschäftigt sich die Forschungsgruppe mit dem Themenschwerpunkt „Komik und Arbeit“: Als ein zentraler Bestandteil menschlichen (Zusammen-)Lebens spiegeln die historisch sich wandelnden Konzepte von Arbeit gesellschaftliche Entwicklungen, Epochenumbrüche und Machtstrukturen. Dabei zeigt sich die für den Menschen existenzielle Dimension von Arbeit in der Ambivalenz dieser Konzepte, die sich in einem breiten Spektrum von Zwang und Disziplinierung (man denke ans kirchliche Motto ‚ora et labora‘, den mittelalterlichen Frondienst, den Sklavenhandel in der Zeit des Kolonialismus oder die bis heute in repressiv-autoritären Regimen bestehende Zwangsarbeit) bis zu Freiheit, Selbstbestimmung und Sinngebung bewegen (man denke an gewerkschaftlich organisierten Arbeitskampf, biopolitische Selbstoptimierung und Work-Life-Balance im Kontext einer „Arbeit 4.0“ oder die im Zuge der Covid-Pandemie und danach geführten Debatten um Home Office und systemrelevante Tätigkeiten). Komische Zugriffe auf das Phänomen ‚Arbeit‘ besitzen darüber hinaus eine selbstreflexive Dimension: Die Fragestellung der Tagung gilt deshalb nicht bloß der Arbeit und ihrer komisierten Darstellung in Literatur und Kunst sowie in filmischen, televisiven und digitalen Medien in Bezug auf ihre möglichen gattungspoetischen Ausprägungen und (hoch-, volks- und sub-)kulturellen Verflechtungen; sie richtet sich auch auf die Arbeit an der Komik selbst. Wie wird theoretisch legimitiert, was als komisch gilt und worüber nicht gelacht werden darf? Welche Institutionen und welche Akteur*innen sind als Pro- und Antagonisten an einer solch diskursiven Aushandlung beteiligt? Inwiefern bilden etwa der mittelalterliche Hofnarr, die Figur des Harlekins aus der Commedia dell’arte und die Stand-Up-Comedians und -Comediennes der Gegenwart eine Traditionslinie von ‚Komik-Arbeiter*innen‘ und inwieweit wirken gesellschafspolitische Diskurse und akademische Debatten (z.B. Gendermainstreaming, Political Correctness), aber auch medientechnische Entwicklungen (Social Media) auf diese sowohl theoretische als auch praktische Arbeit an und mit der Komik ein? Über diese und weitere Fragen wollen wir sprechen und debattieren.

Die Ergebnisse der Tagung werden in der Reihe „Kulturen des Komischen“ veröffentlicht.

Die Tagung des Kasseler Komik-Kolloquiums erfolgt diesmal in Kooperation mit dem Institut für Neuere deutsche Literatur- und Medienwissenschaft der FernUniversität in Hagen sowie mit dem Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt.

Öffentliche Fachtagung
2.-4. April
Salon des Palais Bellevue
Schöne Aussicht 2
34117 Kassel

Eintritt frei – nicht inklusive sind die kostenpflichtigen Veranstaltungen des Abendprogramms


 

Mi / 2.4. / 14.00 bis 17.30 Uhr

14:00 – 14:30 Uhr      Nils Jablonski (Hagen)
Komik und Arbeit. Zur Einführung

14:30 – 15:15 Uhr      Tom Kindt (Fribourg)
„Witzarbeit“. Annäherungen an ein Konzept

15:15 – 16:00 Uhr      Christiane Müller-Lüneschloß (Kiel)
Die Geburt des Beruf-Schauspiels? Rekonstruktionen zur Commedia dell’arte an Texten von Isabella Andreini und Flaminio Scala

16:00 – 16:30 Uhr     Pause

16:30 – 17:15 Uhr      Hans Roth (Berlin)
„Die Illusion leidet darunter, das ist ausgemacht“ – Zur Ironie der Arbeit des Schauspielers.

17:15 – 17:30 Uhr      Diskussion

19.30 Uhr / Kulturzentrum Schlachthof
Das Männchen ohne Eigenschaften – Comic-Lesung von und mit @kriegundfreitag


 

Do / 3.4. / 10.00 bis 17.30 Uhr

10:00 – 10:45 Uhr      Christian Maintz (Hamburg)
Arbeit im Slapstickfilm

10:45 – 11:30 Uhr      Alexander Brock (Halle)
Stand-up Comedians am Werk: Die Arbeit mit dem Publikum und was Comedians darüber sagen

11:30 – 12:15 Uhr      Jennifer Neumann (Gießen)
Erfolgsrezept Grenzüberschreitung?
Humorformen in Die Discounter (Amazon, 2021- 2024)

12:15 – 14:00 Uhr     Mittagessen

14:00 – 14:45 Uhr      Lisa Wolfson (Bochum/Berlin)
Komische Aspekte der neuen Büro-Kultur

14:45 – 15:30 Uhr      Helga Kotthoff (Freiburg)
Sich selbst bewitzeln: Lehrer/innen fallen in Gesprächen mit Eltern aus der Rolle

15:30 – 16:00 Uhr     Pause

16:00 – 16:45 Uhr      Lutz Ellrich (Köln/Berlin)
Die komischen und ernsten Seiten der Arbeitssucht

16:45 – 17:30 Uhr      Christian F. Hempelmann (Commerce, Texas)
Akademische Veröffentlichungsarbeit in der Humorforschung: Schaffen im Metameta-Scherzbergwerk. Ein Werkstattbericht des Herausgebers der Zeitschrift HUMOR – International Journal of Humor Research.

18.30 Uhr / Caricatura
Cartoons After Work – Künstlerin Petra Kaster führt durch ihre aktuelle Einzelausstellung und lädt zu Getränk und Gespräch


 

Fr / 4.4./ 10.00 bis 13.00 Uhr

10:00 – 10:45 Uhr      Anja Gerigk (Dresden/München)
Sektorale Identität oder totale Professionalisierung? Satire der Arbeitsgesellschaft in Kästners Fabian

10:45 – 11:30 Uhr      Arnold Maxwill (Dortmund)
Bergmannshumor. Fragender Rückblick auf ein populäres Phänomen

11:30 – 11:45 Uhr      Pause

11:45 – 12:30 Uhr      Nils Jablonski (Hagen)
Die (komische) Arbeit der Engel

12:30 – 13:00 Uhr      Abschlussdiskussion

19.30 Uhr / Konzertsaal der Universität Kassel
Pigor singt – Benedikt Eichhorn muss begleiten: „La Groete – Sag nicht Kleinkunst“ – Salon Hip Hop & Lecture